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Einleitung
 
 
Plug-In Plaza ist die Zukunftsvision eines urbanen, medialen Raumes im 21. Jahrhundert. Doch die Zukunft ist nicht so fern wie diese Utopie scheinen mag. Sie lässt sich bereits jetzt per VRML 2.0 in Grundzügen auf das globale Internet übertragen und kann mittels zeitgenössischer Display-Technologie immersiv erfahren werden. Auch die Anwesenheit des Menschen in seiner abstrahierten Form als Avatar, ist denk- und theoretisch realisierbar. 
Doch Plug-In Plaza hat gegenwärtig einen anderen Zweck: Dieser Ort eines neuen Raumtyps ist als Entwurfsexperiment und Entwicklungsstufe zu betrachten, als provokativer Vorstoß und als Beitrag, in Fachkreisen eine Diskussion anzuregen.      

1. Vorschlag einer Makrostruktur   
  
 „Wenn wir eine traditionelle, nicht- mediale Architektur entwerfen wollen, dann zeichnen wir sie aufgrund einer millionenfachen Erfahrung. Wir sind mit den traditionellen Ausdrucksmitteln seit einer Jahrhunderte alten Praxis vertraut: Maßstab, Wahl des Materials und der Verfahren, Lage und Ausrichtung, Gewicht und Dauerhaftigkeit, Struktur und Nuance. Für die entstehenden Technologien besitzen wir keine entsprechenden Begriffe: Wie verbessert eine Robotertür nicht nur die Tatsache, eine Schwelle zu übertreten, sondern die Zeremonie ? Wie setzen wir den Durchgang durch einen Hyperlink fort – nicht als Verzögerung bei der Übertragung von Daten, sondern als eine affektive Durchquerung?"(1)  
NOVAKS Frage wird von GRASSMUCK, in dessen Essay unbewußt beantwortet: „Die Antworten auf solche Fragen müssen nicht aus der Architektur kommen, und die Antwort ist, wie die Mitglieder von Archigram wußten, vielleicht keine Architektur, wie wir sie normalerweise kennen.(2)  
Orte des neuen Mediums sind im Grunde dimensionslos, da beliebig skalierbar. Ob Modell oder Metropole – die Imaginäre Maßstabsebene ist nur noch am Grad der Detaillierung ablesbar. Nähert sich der Besucher, bis keine neuen Details mehr auftauchen, scheint er sich subjektiv im Bereich der richtigen Maßstabsebene zu befinden. Für die Existenz eines virtuellen Ortes stellt dies zwar keinen Verlust an Orientierung dar, aber einen Verlust an dem Gefühl orientiert zu sein.  
Die Makrostruktur soll einen Lösungsansatz schaffen, indem versucht wird das Gefühl für räumliche Dimensionen durch Vergleichbarkeit wieder zu fördern. Ein System frei stehender Stelen, welches ein Ordnungsmuster für die Beherbergung konkreter Orte bietet und diese damit in eine nachvollziehbare übergeordnete räumliche Dimension einbettet. Betrachter können sich so den Ort wahlweise auch über die Makrostruktur ‘erschließen’ und so den Ort in Relation zu einer übergeordneten Dimension wahrnehmen.  
Dem Entwurf geht deshalb – als Vorschlag – die Formulierung einer solchen Makrostruktur voraus.  
Die Stelen sind von unregelmäßig gestalteten Unterbrechungen durchzogen. Sie segmentieren in unregelmäßigen Abständen die Stelen.  
Die Struktur wurde bewußt monoton gestaltet, um einen starken Kontrast zu ihren Unterbrechungen zu provozieren. Unterbrechungen sind es nämlich, die die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich ziehen sollen. Denn sie enthalten schließlich den konkreten Ort.  

2. Plug-In Plaza  

GRASSMUCK deutet an, daß es kaum Erfahrungen im Umgang mit dem neuen Raumtyp gibt und fordert ein breites Engagement:  
„… können wir uns an die gemeinsame Planung von virtuellen Städte machen, die mehr sind als eine Sammlung von Cyber-Malls und Disneylands. Für die gebaute Stadt gibt es Erfahrungen, was sie angenehm und lebenswert macht: ein bestimmtes Verhältnis von bebauten und Freiflächen, ein gewisses Maß an Vereinheitlichung und Variation, Grün, Verkehrsleitung, Mischungen in der sozialen Zusammensetzung und Nutzung. Vergleichbare Kriterien für eine virtuelle Stadtökologie stehen noch aus. Da es noch keine Experten dafür gibt, sind wir alle gleichermaßen gefragt. Es gilt also vor allem, zunächst ein Umfeld bereitzustellen, das Prozesse der Selbstorganisation fördert." (2) 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  
 
 
 
 
 
 
Makrostruktur 
Eine Makrostruktur dient als Ordnungssystem und soll ‘Plug-In Plaza’ in Relation zu einer anderen Maßstabsebene bringen.
 
 
 
2.1 Elemente   

Grundfläche  
  

Die Grundfläche des Platzes wird durch eine weitgehend zweidimensionale Ebene gebildet. Ein Raster dient deshalb zunächst als Ordnungsmuster für die Aufnahme der geforderten Funktionen. 
In einem zweiten Schritt wird in mehreren Varianten ein einfaches, planerisches Strukturkonzept auf Basis des Rasters erstellt. Die daraus gewählte Zonierung geht von der Prämisse aus, daß alle Funktionen nahezu linear aufgereiht werden. So gewinnt der Nutzer schnell einen Überblick über die die Funktionen repräsentierenden Ausstattungselemente. Raster und daraus abgeleitete Zonierung müssen kein durchgängiges, stringentes Gestaltungsprinzip sein, sondern sollen nur als grobes Gerüst dienen, welches bei der Organisation der Funktionen hilft.  
Was die Ausgestaltung der Grundfläche betrifft, so sollte im weiteren Verlauf des Entwurfs kaum immer weniger auf das Raster zurückgegriffen werden. Es wird eine organisch geschwungene Form gewählt, die im Kontrast zum übergeordneten, monotonen und technoiden Erscheinungsbild der Makrostruktur mit ihren Stelen steht. 
Die Grundfläche weist keine Binnenerschließung auf.

  
  

    
Raster 
Aus dem Raster geht eine gestreckte Grundform hervor. Sie soll die gefor-derten Funktionen aufnehmen, ohne das diese sich dabei überdecken.
 

 
 
 
  
Gliederungskonzept 
Erschließung, Ausstel- lungsfläche, Informa- tionszentrum und Schnittstelle gehen auf eine Variante unterschiedlicher Strukturkonzepte zurück. Die ‘Chat- Rooms’ sollen über die gesamte Fläche verteilt werden.
  
 
(1) Marcos NOVAK (2) Volker Grassmuck