Logo INM
 
 
  Home / DIALOGE & VERANSTALTUNGEN / unplugged heads 2012 / 11.12.12 Marco Schleicher /
 
 
 
unplugged heads 2.0 | Dienstag 11. Dezember 2012 | 19:30 Uhr | Marco Schleicher

Qualität im Freien Radio - zwischen Programmauftrag, Akzeptanz und eigenem Anspruch
Wer heute das Radio einschaltet, dem tönt eine schier unendliche Programmvielfalt entgegen. Die neueste, die beste Musik, die tollsten Gewinne. ?Und wir zahlen Ihre Rechnung!? versprechen die Sender. Damit buhlen sie um die Aufmerksamkeit der Hörer, um möglichst viele von ihnen zu erreichen.

Die Quote sichert die Wirtschaftlichkeit und damit die Existenz von kommerziellen Sendern.

Doch auch öffentlich-rechtliche Sender fischen nach Hörern. Nicht jedoch, um Geld zu verdienen. Sie soll deren Akzeptanz attestieren.

Quote ist die Legitimation gegenüber der Politik und sichert die Existenz der öffentlich-rechtlichen Sender.

Neben öffentlich-rechtlichen und privat-kommerziellen existiert im dualen Rundfunksystem noch eine dritte und meist unbeachtete Spezies: Die Freien Radios, auch: Bürgermedien. Sie sind quasi der Zwitter zwischen beidem: Organisatorisch gehören sie zum kommerziellen Sektor ? müssen und dürfen jedoch kein Geld verdienen. Der eigene Anspruch an sich selbst rückt sie in Richtung der Öffentlich-Rechtlichen ? können qualitativ meistens jedoch nicht ihnen mithalten. Denn das Programm wird nicht von Profis gestaltet. Hier gehen ehrenamtliche Radiomacher auf Sendung.
Hinzu kommt: Die politischen Rahmenbedingungen verändern sich zusehends für die Freien Radios in Deutschland. Längst bekommen sie Programmauflagen.
Das Freie Radio in Deutschland sieht sich also in einem Dilemma aus Forderungen seitens der Gesetzgeber, aus der Akzeptanz des Hörers und der eigenen Ideale. Daher:

Nicht Quote, sondern einzig die Qualität des Programms kann die Existenz des Freien Radios sichern.

Marco Schleicher hat sich in seiner Masterthesis mit dem Thema Qualität im Radio auseinandergesetzt und ein Modell zu Qualitätskriterien für Freie Radiosender entwickelt.
Das Modell ist ein Werkzeug, das den Machern helfen soll, ein Programm anzubieten, das alle Ziele im genannten Spannungsfeld erfüllt: eigenen Ansprüche, Akzeptanz des Hörers und Erfüllung des medienrechtlichen Programmauftrags.

Marco Schleicher stellt das Modell vor und geht auf die wesentlichen Herleitungen ein.
Dazu stellt er die spannende Geschichte des Freien Radios bis zu seinen Anfängen in den 1970er Jahren vor, zu jener Zeit, als die Sender illegal als politisch motivierte Piratensender auf Sendung gegangen sind. Außerdem skizziert Schleicher die aktuelle Situation des Freien Radios.


Über den Referenten
Marco Schleicher ist Journalist und arbeitet beim Hessischen Rundfunk.
2011 schloss er seinen Master an der Hochschule Darmstadt am Fachbereich Media ab.
Schleicher war über vier Jahre im Vorstand eines Freien Radiosenders und kennt dessen Strukturen und Arbeitsweisen. Er hat außerdem medienpädagogischer Projekte geleitet, sowie journalistische Seminare gehalten.