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Eröffnungsrede der Kulturdezernentin Linda Reisch


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Das INM - Institut für Neue Medien in Frankfurt ist Forum und Plattform für die künstlerische, wissenschaftliche aber auch anwendungsbezogene Auseinandersetzung mit Theorie und Praxis der neuen und interaktiven Medien. Ziel des INM - Institut für Neue Medien ist es, künstlerisch-wissenschaftliche Traditionen zu hinterfragen, neue Ausdrucksmöglichkeiten in kontextsensitiven interaktiven Medien zu suchen, zukünftige Wege in der Nutzung der neuen Medien für Kunst und Wissenschaft zu erarbeiten und für die Ausbildung und Anwendung nutzbar zu machen. An der Schwelle zum 3. Jahrtausend positioniert sich das INM - Institut für Neue Medien mit seinen Projekten kritisch und kreativ "at the cutting edge" der Entwicklung.

Vor diesem Hintergrund entstand die hier in der Ausstellung "Weltbild Wörlitz - Entwurf einer Kulturlandschaft" erlebbare interaktive Computerinstallation. Auf Einladung und mit Unterstützung der Kultur-Stiftung der Deutschen Bank realisierte das INM - Institut für Neue Medien eine virtuelle Wanderung als "interaktive Raum- und Zeitreise" über einen ausgewählten Weg durch einen Teil der Wörlitzer Anlagen. Ausgangspunkt der Überlegungen war die Verschmelzung der gartenarchitektonischen und aufklärerischen Intentionen der Architekten der Wörlitzer Anlage mit den faszinierenden Möglichkeiten der interaktiven Medien der Gegenwart.

Mit der Anlage des Schlosses und Parks Wörlitz schuf Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau beginnend in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein einzigartiges Zeugnis der Aufklärung. Universale Bildung, gesellschaftliche Freiheit und das Recht auf individuelles Glück sind Grundwerte der hier Gestalt gewordenen Ideenwelt. Sie spiegelt sich wider in der Architektur und Gartenkunst der Kulturlandschaft, welche, inspiriert von englischen und italienischen Vorbildern, ein Gesamtkunstwerk bildet, das als Inbegriff der Aufklärung gilt.

Dem Besucher der interaktiven Installation wird eine multimediale Erfahrungswelt eröffnet, durch welche er sich einerseits ähnlich wie bei einem realen Besuch des Parks individuell bewegen kann und insbesondere die vielfältigen Sichtenfächer auf seinem Weg erforschen kann, in der er andererseits aber auch visuelle Zusatzinformationen über die Anlage und ihre Objekte bekommen kann.

Die Installation des INM unterstützt ein Ausstellungskonzept, das über die Wörlitzer Kulturlandschaft aufklären will und lädt dabei ein zur Erfahrung der Einzigartigkeit des wirklichen Ortes. Die interaktive Installation ist weder Ersatz der Realität noch alleinige Form eines Ausstellungskonzepts von Morgen, sondern Ergänzung der individuellen Erfahrung eines Ortes oder seiner Umgebung.

Betrachtet man die Gestaltungsmedien der historischen Gartenkünstler, so erkennt man die Bühnen- oder Kulissentechniken mit denen die Landschafts- und Raumbilder aus Natur und Architektur entworfen wurden. Das Gesamtkunstwerk der Wörlitzer Anlagen ist die frühe Form eines "theme park" (Erlebnisparks) der Aufklärung, welches ein ganzes Weltbild durch Landschaftbilderwelten begreifbar macht. Dabei ist die Anlage Ausstellungsraum und Vorstellungswelt, Kulissenlandschaft und Erfahrungsraum, Realität und doch simulierte Modellwelt, oder wie man im Zeitalter der Komplexitätstheorien sagen würde: das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.

Heute wie damals sind die entstehenden Bildräume einerseits Abbilder einer anderen Realität, wenn man an die Übertragung ortsfremder, in Europa gesammelter Gebäudestrukturen oder Pflanzen- und Baumarten denkt, andererseits sind sie dynamische Bilderfahrungen, denn z.B. die Entdeckung der vielen Sichtenfächer funktioniert nur, wenn sich der Beobachter aktiv durch die Anlagen bzw. die Simulation bewegt und sich die Eindrücke individuell erschließt. Überhaupt definiert die Notwendigkeit die Parkanlage Stück für Stück erforschen zu müssen ein schönes Beispiel dafür, daß alles Wissen aus Erfahrung stammt. Die Topologie der Landschaft und die Inszenierung der Ein- und Ausblicke ist abgestimmt auf den Maßstab des individuellen Beobachters. Der aktive Beobachter erlebt die Stimmungsbilder der Umgebung als zeitabhängige Prozesse. Der Mensch ist das Maß aller Erfahrungen.

Zur Realisierung der interaktiven Installation arbeitete das INM - Institut für Neue Medien am technologischen Limit des Machbaren. Die Erschaffung einer naturähnlichen virtuellen Realität benötigt das gegenwärtige Highend der Computertechnologie. Mit Hilfe eines sogenannten "Reality-Engine"-Graphik-Computers von Silicon Graphics und entsprechender dreidimensionaler Modelingsoftware Explore von Alias|Wavefront, mit der man in Hollywood Filme wie "Jurrasic Park" realisierte und einer neuartigen Simulationssoftware Clovis von MediaLab Paris, die es in Deutschland gegenwärtig überhaupt nur zweimal gibt, zeigt das INM - Institut für Neue Medien, was die neuen Medien der Zukunft zu leisten vermögen. Das INM Institut für Neue Medien in Frankfurt untermauert mit seinem interaktiven Beitrag zur Ausstellung "Weltbild Wörlitz - Entwurf einer Kulturlandschaft" seine Rolle als Vordenker und Mitgestalter der neuen Medien Landschaft der schon nahen Zukunft.

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