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"WELTBILD WÖRLITZ:
ENTWURF EINER KULTURLANDSCHAFT"


Katalogtext der Ausstellungsinstallation des INM - Institut für Neue Medien Frankfurt zur Ausstellung der SSGWOL im DAM: Der virtuelle Spaziergang durch die Wörlitzer Anlagen
interner LinkDr. Michael Klein

Die Aufgabe, eine interaktive Computerinstallation für die Ausstellung "Weltbild Wörlitz - Entwurf einer Kulturlandschaft" zu entwickeln, war für das Team des INM - Institut für Neue Medien nicht nur eine Herausforderung im Sinne der medientechnischen Umsetzung, sondern auch eine Auseinandersetzung mit den konzeptionellen Ideen der Neuen und Interaktiven Medien. Es sollte eine Anwendung entwickelt werden, die sowohl dem Thema "Weltbild Wörlitz" als auch der Ausstellungsidee "Entwurf einer Kulturlandschaft" gerecht wird. Bevor in späteren Kapiteln das Interface, die Software und die Hardware der interaktiven Installation beschrieben werden wird, geben die ersten Abschnitte Einblick in die medientheoretischen und ausstellungskonzeptionellen Überlegungen, die zur Idee der benutzergesteuerten virtuellen Spaziergangs entlang eines Erlebniswegs durch die simulierte Modellwelt eines Teils der Wörlitzer Anlagen führten.

Neue und Interaktive Medien: Bilderwelten

Komplexe Technologien entwickeln sich vergleichbar biologischen Systemen als Evolutionsprozesse. Gegenwärtig faßt man unter Neuen Medien die elektronischen Medien wie digitales Video respektive Fernsehen, multimediale Computersysteme und das globale Datennetzwerk zusammen. Die Entität dieser elektronischen Medien ist die binäre Informationseinheit. Das bedeutet, daß alle zu beschreibenden Objekte oder Zustände der Neuen Medien nur noch als digitaler Code vorliegen. Als solcher werden sie generiert, manipuliert, gespeichert und transportiert. Man sagt, daß die "Bilder" der Neuen Medien nur noch virtuell in Form digitaler Information vorliegen und nicht mehr als reale, physisch "greifbare" Objekte. Die Neuen Medien vereinigen in sich aber auch alle technischen und formalen Möglichkeiten der vorausgegangenen Entwicklungsschritte. So integriert das multimediale Bild alle Komponenten der maschinengestützten "Bilder"-Generierung in einer Plattform. Evolutionshistorisch begann die Geschichte der maschinengestützten "Bild"-Erzeugung mit dem Buchdruck. Bilder waren auf Papier geprägte Texte. Die Fotografie ergänzte das Textbild um Abbilder der Wirklichkeit. Fotos sind auf chemischen Trägern eingefrorene Momentaufnahmen. Der Film ist die Technik der bewegten Einzelbilder, der dem menschlichen Beobachter die Illusion der Bewegung erzeugt. Die Videotechnik integrierte den Ton unter derselben elektromagnetischen Plattform wie das Bild selbst. Bewegte audio-visuelle Bilder erweiterten die Möglichkeiten des chemischen Films, vor allem um die Möglichkeit der Manipulation der Bildinformation auf dem elektromagnetischen Träger. Der Multimedia-Computer ist heute nicht nur die Maschine zur Abbildung, Speicherung und Manipulation von digitalen Bilderwelten, er ist darüberhinaus Bildergenerator. Der Computer erlaubt die Erschaffung beliebiger Bilderwelten, aber auch die Simulation beliebiger dynamischer Prozesse. Er eignet sich als Teleskop und Mikroskop, Zeitmaschine und Weltengenerator. Doch er ergänzt auch die Vorstellung vom multimedialen Bild um eine wesentliche Eigenschaft, die Möglichkeit zur Interaktion des menschlichen Beobachters mit der simulierten multimedialen Bildwelt. Digitale "Bilder" sind keine statischen Objekte mehr, sie sind im Extrem autonome dynamische Zustände, die mit dem interaktiven Beobachter in Wechselwirkung treten. Die klassichen Bilderwelten werden zu Erfahrungsräumen. Ist dieser Punkt auch noch nicht der aktuelle Stand der Evolution der digitalen Bildwelten, wenn man an die Existenz der globalen Netzwerkmatrix denkt, so beschreibt er doch die gegenwärtige Position der Neuen Medien.



Kontext der Wörlitzer Anlagen: Weltbild

Vor dem Hintergrund dieser Möglichkeiten interaktiver Medien Installationen wenden wir uns der Frage ihrer optimalen Nutzbarmachung im Kontext der Ausstellung "Weltbild Wörlitz - Entwurf einer Kulturlandschaft" zu.

Mit der Anlage des Schlosses und Parks Wörlitz schuf Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau beginnend in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein einzigartiges Zeugnis der Aufklärung. Universale Bildung, gesellschaftliche Freiheit und das Recht auf individuelles Glück sind Grundwerte der hier Gestalt gewordenen Ideenwelt. Sie spiegelt sich wider in der Architektur und Gartenkunst der Kulturlandschaft, welche, inspiriert von englischen und italienischen Vorbildern, ein Gesamtkunstwerk bildet, das als Inbegriff der Aufklärung gilt.

Die nachfolgenden Gedanken zur Wörlitzer Anlagen sind sicherlich aus der Sicht der Theorie der Neuen Medien gesehen, doch sie beschreiben die faszinierenden Korrelationen zwischen den Ausdrucksmöglichkeiten der interaktiven digitalen "Bildwelten" und den Intentionen der Gartenarchitekten der Aufklärung im Entwurf der Bildräume der Wörlitzer Anlage. In wissenschaftstheoretischer Nomenklatur ausgedrückt sind die Anlagen eine simulierte Modellwelt. Die verwendete Sprache ist die Architektursprache der Gartenarchitekten und das Medium sind Gebäude und Landschaftselemente. Die entstehenden Bildräume sind einerseits Abbilder einer anderen Realität, wenn man an die Übertragung ortsfremder, in Europa gesammelter Gebäudestrukturen oder Pflanzen- und Baumarten denkt, andererseits sind sie dynamische Bilderfahrungen, denn z.B. die Entdeckung der vielen Sichtenfächer funktioniert nur, wenn sich der Beobachter aktiv durch die Anlagen bewegt und sich die Eindrücke erschließt. Auch die Topologie der Landschaft und die Inszenierung der Ein- und Ausblicke ist abgestimmt auf den Maßstab des individuellen Beobachters. Der Mensch ist das Maß aller Erfahrungen. Überhaupt definiert die Notwendigkeit die Anlage Stück für Stück erforschen zu müssen ein schönes Beispiel dafür, daß alles Wissen aus Erfahrung stammt.

Doch in den Wörlitzer Anlagen verschmelzen nicht nur die verschiedensten räumlichen Erfahrungen, auch die Dimension der Zeit spielt mehrfach eine Rolle. Einerseits werden die Stimmungsbilder der Umgebung vom aktiven Beobachter als zeitabhängige Prozesse erlebt, andererseits vermischen sich auch die historischen Zeitebenen selbst in Form der Nachbauten historischer Architekturen oder sogar ganzer Landschaftselemente. Im wahrsten Sinne des Wortes sind die Anlagen räumlich und zeitlich vielschichtig.

Betrachtet man die Gestaltungsmedien der Gartenkünstler, so kann man sie am ehesten mit Bühnen- oder Kulissentechniken vergleichen. Es werden Landschafts- und Raumbilder entworfen aus Natur und Architektur. Das Gesamtkunstwerk der Wörlitzer Anlagen ist die frühe Form eines "theme park" (Erlebnisparks) der Aufklärung, welches ein ganzes Weltbild durch Landschaftbilderwelten begreifbar macht. Dabei ist die Anlage Ausstellungsraum und Vorstellungswelt, Kulissenlandschaft und Erfahrungsraum, Realität und doch simulierte Modellwelt, oder wie man im Zeitalter der Komplexitätstheorien sagen würde: das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.

Die Wörlitzer Anlagen waren selbst schon Ausstellungsraum. Der Besucher konnte Kunstobjekte, gestaltete Innenräume aber auch ganze Gebäude verschiedenster Architekturen kennenlernen. Hier überschneiden sich die Intentionen der Erzeuger der Wörlitzer Anlagen mit den Interessen der Ausstellungsmacher von heute. Im Ideal eröffnet diese Ausstellung jedem Besucher ihr Thema in Form einer von ihm selbst zu erschließenden Erfahrungswelt. Die Ausstellung möchte aufklären über den Entwurf der Kulturlandschaft Wörlitz und Hintergrundinformationen vermitteln über das Gestalt gewordene Weltbild der Aufklärung. Die Wörlitzer Anlagen in ihrer räumlichen Komplexität und historischen Einbettung an einem externen Ort in einer temporären Ausstellung darzustellen ist immer eine große Herausforderung. Kaum eine Ausstellung kann im eigentlichen Medium ihres Themas arbeiten.

Auf der Basis der beschriebenen Vorüberlegungen werden die faszinierenden Möglichkeiten, die einer Integration der interaktiven Medien in eine Ausstellung gerade über die Wörlitzer Anlagen innewohnen, offensichtlich. Eine interaktive Installation in Form einer Raum-Zeit Reise spiegelt, transformiert auf die Bilderwelten der Interaktiven Medien, die gartenarchitektonische und aufklärerische Intention der Wörlitzer Anlage wider und unterstützt gleichzeitig ein Ausstellungskonzept, das über die Wörlitzer Kulturlandschaft aufklären will und dabei zur Erfahrung der Einzigartigkeit des wirklichen Ortes einladen möchte. So ist die interaktive Installation weder Ersatz der Realität noch alleinige Form der Ausstellungskonzepte von Morgen, sondern Ergänzung der individuellen Erfahrung eines Ortes oder einer Umgebung. Der individuelle Besucher wird bei der Entwicklung seiner eigenen Vorstellungen über das Thema unterstützt und die disparaten Objekte einer Ausstellung werden wieder in einem Erfahrungsraum zusammengefaßt.

Der virtuelle Spaziergang: die Idee

Die Installation des INM zur Ausstellung "Weltbild Wörlitz - Entwurf einer Kulturlandschaft " basiert auf der Idee einer "interaktiven Raum- und Zeitreise" durch einen ausgewählten Weg der Wörlitzer Anlagen. Dem Benutzer der Installation wird eine multimediale Erfahrungswelt eröffnet, durch welche er sich einerseits ähnlich einem realen Besuch individuell bewegen kann und insbesondere die vielfältigen Sichtenfächer auf seinem Weg erforschen kann, in der er andererseits aber auch textuelle und audio-visuelle Zusatzinformationen über die entsprechenden Objekte bekommen kann.

Die interaktive Installation: der Erlebnisweg

"Die differenzierten, sehr eng aufeinanderfolgenden Sichtbeziehungen bilden eines der wichtigsten Gestaltungsmittel der Wörlitzer Anlagen. Von einem Punkt ausgehend, sind es die Sichtenfächer, wo der Betrachter in Muße verweilen kann, Zeit hat, sie zu genießen. Während des Spaziergangs aber, wo er die Blicke ganz plötzlich und im Vorbeigehen erlebt, sind es meist Einzelsichten, die ihn überraschen sollen und die ständig wechseln." (Ludwig Trauzettel: Die Wörlitzer Anlagen - Geschichte und Gegenwart; in "Der Englische Garten zu Wörlitz", München, Verlag für Bauwesen 1994, S. 204).

Der Park wird erlebt, indem man ihn auf festgelegten Wegen durchschreitet. Für die interaktive Wanderung wurde ein möglichst signifikanter Teil der Anlage ausgewählt


Die Reise beginnt an der Wegkreuzung aus Dessau kommend mit "der Aufklärung" als Blick über den See auf die Rousseau-Insel. Bewegt sich der Betrachter am See entlang, gibt es ständig wechselnde Durchblicke z.B. auf das Nymphäum, die Seenlandschaften oder auf die Wolfsbrücke, einem seiner Zwischenziele. Diese Ausblicke ziehen den Beobachter in die Landschaft hinein. An der ersten Wegkreuzung wird die Landschaftserfahrung um Blicke auf das ferne Palmenhaus und das Gotische Haus, einem weiteren zentralen Wanderziel erweitert. Auf dem Weg zur Wolfsbrücke eröffnen sich in jeder Wegbiegung neue Aussichten insbesondere über den See hinweg in Richtung Roseninsel und Schloß. Die Wolfsbrücke ist ein wichtiger Rundblickpunkt. Dreht man sich im Kreis sieht man in der Ferne das Italienische Haus, mehrere Landschaftsbilder mit der badenden Venus, dem Schloß, der Roseninsel oder dem Hotel Eichenkranz und über den Kanal hinweg den Venustempel. Am Wolfskanal entlang geht es in Richtung Gotisches Haus, zu dem die Blickbeziehungen den Beobachter hinziehen, wenn er nicht dem fernen Floratempel seine Aufmerksamkeit widmet. Vor dem Eingang zum Museum im Gotischen Haus liegt ein zentraler Halbrundblick mit der (noch verstellten) Rousseau-Insel, dem Wachhaus Mittelhölzer, dem Flora- und Venustempel oder dem Palmenhaus. Man passiert die Hornzackenbrücke und die weiße Brücke zum neu rekonstruierten Rundblick am Dianenhain. Die nur in der Computersimulation rekonstruierte funktionsfähige Drehbrücke bringt einen zum Ziel der Reise, dem Toleranzblick, sogenannt weil die jüdische Synagoge und die christliche Kirche einträglich nebeneinander im Blickfeld erscheinen.

Die interaktive Installation darf nicht nur als photorealistische Echtzeitvisualisierung der Wirklichkeit der Wörlitzer Anlagen gesehen werden, wenn dieses Element auch bewußt benutzt wird, um die Orientierung und die Zuordnung zur realen Lokation zu gewährleisten. Die reine Visualisierung der Anlagen wird überlagert durch Hintergrundinformationen zu den zentralen Elementen. Befindet sich ein reales Objekt (ein Sichtenfächer, ein Gebäude o.ä.) im Fokus der Aufmerksamkeit des Benutzers wird die multdimediale Zusatzinformation in den Bildraum überblendet bzw. überlagert. Module dieses wirklich virtuellen Informationshintergrunds sind Photos, Bilder, Texte oder auch nur Effekte zum Objekt. Es wäre müßig sie hier alle aufzulisten, sie müssen in Wechselwirkung mit der Installation entdeckt werden.

Neben diesen überlagerten Informationen gibt es an manchen Stellen auch die Möglichkeit zum Zeitsprung, so z.B. am Toleranzblick. Durch ein- beziehungsweise ausgeblendete Baumgruppen und Bepflanzungselemente wird hier der Zustand der Landschaftsbepflanzung simuliert, wie er vor vor einer Freilegung, im heutigen Zustand und dann in 10 Jahren zu sehen sein wird. Auch gibt es Gestaltungselemente, die als Computersimulation zu neuem Leben erweckt werden, wie z.B. die Drehbrücke, die nur noch auf alten Stichen zu sehen ist, und in der Rekonstruktion sogar interaktiv bedient werden kann.



Wie bei allen interaktiven Erfahrungswelten gilt auch hier, nur darüber zu berichten ist aussichtslos, sie wollen aktiv erschlossen und erlebt werden.

Die interaktive Navigation: das Interface

Bewußt wird dem Besucher im Park nicht allzuviel Bewegungsfreiheit außerhalb vorgezeichneter Wege gegeben. So muß er auch in der Installation mehr oder weniger auf festen Wegen bleiben, so wie es die Konzeption des Parks fordert. An den entsprechenden Stellen wird der virtuelle Spaziergänger durch eingeblendete Symbole auf die speziellen Sichtbeziehungen oder Rundblickpunkte hingewiesen. Er hat die Möglichkeit sich in alle Richtungen umzugucken oder eben auch Zusatzinformationen abzurufen. Orte mit solchen Wahlpunkten werden jeweils durch Symbole markiert, die im Blickfeld des Beobachters auftauchen, sobald er sich ihnen nähert. Dieses Vorgehen übernimmt eine Gestaltungsidee der Gartenarchitekten, die alle wesentlichen Orte der Anlagen mit Pappeln markiert haben.

Für die interaktive Navigation in der virtuellen Simulation wurde am INM ein einfaches Interface entwickelt. Diese Schnittstelle zwischen dem Ausstellungsbesucher und der interaktiven Installation sollte intuitiv bedienbar sein, darf nicht vom Geschehen im Bildraum ablenken und muß doch die notwendigen Steuerungsaufgaben übernehmen können. Das Interface ist ein ortsfester, aber in alle Richtungen frei bewegbarer "Spazierstab" mit einem zusätzlichen Aktionsknopf. Eine Bewegung des Spazierstabs nach vorne bzw. hinten simuliert eine entsprechende Bewegung entlang der Wege. Der Neigungsgrad des Spazierstabs entspricht dabei der Bewegungsgeschwindigkeit. Überall dort wo es sinnvoll ist simuliert eine seitliche Neigung des Stabs eine Änderung der Blickrichtung, sodaß sich der Beobachter frei in alle Richtungen wenden kann. Der Aktionsknopf des Spazierstabs dient zum Abrufen entsprechender Sonderfunktionen. Wie oben beschrieben findet der interaktive Spaziergänger entlang seines Weges oder auch in Blickrichtung der gerade gewählten Sichtbeziehung Symbole und Markierungselemente, die ihn auf Zusatzinformationen und weitere multimediale Elemente der Simulation hinweisen. Drückt er den Aktionsknopf werden diese Module abgerufen und im Bildraum der Installatione eingeblendet.

Mit diesem Interface ist es möglich, dem individuellen Besucher die interaktive Steuerung einer Wanderung durch ausgesuchte Bereiche der Wörlitzer Anlagen selbst zu überlassen.

Objektwelt und Kulissenlandschaft: die Software

Dreidimensionale Computersimulationen naturähnlicher Räume basieren auf einer Verbindung aus graphisch nachmodellierten Objekten und einer Kulissenlandschaft. Alle in der späteren Visualisierung sichtbaren Elemente werden als dreidimensionale Objekte zunächst in eine ebenfalls nachmodellierte Landschaftstopologie eingebaut. Anzahl und Detailreichtum dieser Objekte sind einerseits abhängig vom gewünschten visuellen Eindruck, andererseits von der Leistungsfähigkeit der verwendeten Computerhardware. Um diesen Objekten ein naturähnliches Erscheinungsbild in der Simulation zu geben, werden die Oberflächen wo immer sinnvoll, mit digitalisierten Fotos der realen Objekte belegt. Man spricht von "texture mapping". Die Software transformiert diese Objekte mit den "aufgeklebten" Oberflächen jeweils abhängig der Sichtposition des Beobachters um, sodaß geometrische Verzerrungen und Perspektiven korrekt dargestellt werden.

Im Falle der Wörlitzer Anlagen bildet die Simulation der natürlichen Bepflanzung und der Baumgruppen die größte Schwierigkeit. Es ist natürlich unmöglich soviele Pflanzen bis zu einem naturähnlichen Aussehen als dreidimensionale Modelle zu entwerfen. In der Installation werden deshalb wo immer machbar Fotos der realen Bepflanzung wie beim Aufbau einer Kulissenlandschaft benutzt. Mittels spezieller computergraphischer Techniken werden die Bilder der Pfanzen und Baumgruppen an den gewünschten Stellen transparent dargestellt, sodaß in einem gewissen Abstand ein naturrealistischer Eindruck entsteht.


Zum Modellieren der Geometrien, d.h. zum Erstellen der für diese Darstellung notwendigen dreidimensionalen Objekte, verwendet das INM das Programmpaket EXPLORE(TM) der Firma Alias|Wavefront, das zur Zeit weltweit führende 3D-Animationssoftware-Paket. Diese Software ist auch in der Lage, photorealistische Bilder und Animationen zu erstellen. Zur Erzeugung der eigentlichen Installation, in der die Besucher sich interaktiv in dem Park bewegen können, benutzt das INM die Software CLOVIS(TM) der Firma Medialab, Paris. Diese Software ermöglicht die direkte Übernahme der Geometrien und Animationen aus EXPLORE(TM) in ein interaktives Enviroment.

Echtzeitrendering und Texturmapping: die Hardware
Die interaktive Installation soll vom Besucher im menschlichen Maßstab erlebt werden. Die simulierte Modellwelt wird auf einer großformatigen Projektionsfläche dargestellt. Der Besucher selbst steht in einiger Entfernung von der Projektionsfläche am Interface. Ein Daten-Beamer projiziert die computererrechnete Simulation auf die Bildfläche.

Die virtuelle Modellwelt der Wörlitzer Anlagen wird in einem Hochleistungsgraphik Rechner der Firma Silicon-Graphics berechnet (Ein-Prozessor ONYX mit Reality-Engine2-Graphik mit 16MB Texture Memory). Dieser Computer ist optimiert für die Echtzeitberechnung und Darstellung (Echtzeitrendering) einer großen Anzahl hochaufgelösten naturrealistischer Texturen (Texturmapping), die in der interaktiven Installation als Fotos der realen Objekte verwendet werden.

Das Interface ist eine Spezialentwicklung am Institut für Neue Medien, für die ein Joystick umgebaut und an den Silicon Graphics Rechner angepaßt worden ist.


Informationen zur interaktiven Installation

Die interaktive Installation wurde konzipiert und realisiert am INM - Institut für Neue Medien. Das INM definiert sich als Forum für künstlerische, wissenschaftliche und angewandte Projekte der Neuen Medien (aktuelle Infor. Projektleiter und Chefentwickler der interaktiven Installation am INM war Nicolas Reichelt. Michael Klein zeichnet für die Konzeption und Projektbetreuung verantwortlich, darüberhinaus waren viele weitere Mitarbeiter am INM mit dem Projekt teilweise beschäftigt. Informationen über die verschiedenen Hard- und Software Produkte finden sich im World Wide Web: Silicon Graphics, Alias|Wavefront und Medialab, Paris.



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